Betroffene stehen großen Herausforderungen gegenüber
Die Grundpfeiler einer guten Erziehung sind Liebe und Fürsorge.
Beides sollte nicht an Bedingungen oder Erwartungen geknüpft sein. Liebe und Fürsorge darf für ein Kind nicht zur Ware werden, die man nur bekommt, wenn das Kind sich an Vereinbarung hält, Leistung bringt oder in anderer Form für die Eltern dienlich ist.
Eltern sind Vorbild für ihre Kinder, auch in Bezug auf Liebe und Zuneigung.
Diese Erfahrung in der Kindheit bestimmt maßgeblich die entwickelte Selbstliebe – auch / erst recht als Erwachsener.
Kinder übernehmen sehr leicht die Bedürfnisse der Eltern als ihre eigenen. Speichern deren Verhalten als das Richtige ab. Denken sehr lange, alles ist so, wie es ist, in Ordnung; ist eben normal.
Narzisstische Züge der Eltern wirken sich fatal auf die Entwicklung des Kindes aus und können großen Schaden anrichten.
Aus meiner Praxis kenne ich die Komplexität der Problematik, die für Erwachsene daraus entsteht.
Ich gehe hier im Folgenden darauf ein, wobei ich den Fokus auf den erwachsenen Menschen, der eine Kindheit mit narzisstischem Hintergrund erfahren hat, legen werde.
Niedriges Selbstwertgefühl, wenn man sich als Kind nicht geliebt gefühlt hat
Narzissten sind Egomanen. Ihr eigener Vorteil ist der einzige Fokus. Für Aufmerksamkeit und Komplimente von außen tun sie alles.
Empathie? Nicht bekannt. Nicht einmal für das eigene Kind.
Und hier liegt die Crux: Kinder benötigen genau diese Aufmerksamkeit und Zuwendung ihrer Eltern, um ein gutes Selbstwertgefühl und Urvertrauen aufzubauen.
Das fehlt natürlich, wenn sich z. B. die Mutter nur um sich selbst kümmert, ihrem Vergnügen nachgeht.
Der Vater es liebt, im Mittelpunkt zu stehen, alles und jeden zu kontrollieren.
Auf Kosten des eigenen Kindes
Die Schlussfolgerung für das Kind:
• ich bin lästig, ich bin eine Last
• ich bin nicht liebenswert
• ich bin nicht gut genug
• ich bin wertlos, nutzlos
Als Erwachsener kann es sein, dass dieser sich oft zurückzieht, klein macht, will nicht gesehen werden.
Aber auch genau das Gegenteil kann der Fall sein: die Sucht nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, die in der eigenen Kindheit gefehlt hat.
Hierbei muss es nicht immer um eine nette Art der Aufmerksamkeit handeln. Auch die Choleriker und Nörgler suchen die Aufmerksamkeit auf diese Weise.
Getreu dem Motto:
Auch ein Tyrann will geliebt werden
Man zieht toxische Beziehungen an wie ein Magnet
Ein mangelndes Selbstwertgefühl, mangelnde Selbstliebe zieht Menschen magisch an, die genau diese Schwäche für sich auszunutzen wissen.
Hat der narzisstische Elternteil die Unsicherheit und Loyalität des Kindes für seine Zwecke benutzt, kann dies im Erwachsenenalter ein narzisstischer Partner leicht übernehmen. Das Opfer befindet sich in einem toxischen Teufelskreis, der nur schwer allein zu durchbrechen ist. Zu tief die Überzeugung von sich selbst, nicht gut genug zu sein.
Und diese Überzeugung wird in der Partnerschaft weiter befeuert.
Das Opfer hält sich selbst für zu unwichtig, um aus der Partnerschaft aussteigen zu können.
Das hat es jahrelang im Elternhaus erlebt und gelernt:
- Du bist ohne mich nichts wert
- Dich will keiner
- Du bist eine Last
- Das bildest du dir ein
- Du hast meine Liebe nicht verdient
- Was bist du ohne mich
In den meisten Fällen kommt noch der fatale Wunsch hinzu, den narzisstischen Partner „retten“ zu wollen.
Ein falsches Verständnis, selbstzerstörerische Empathie lassen das Opfer nicht aus dieser Bindung aussteigen.
Löst man sich doch aus einer solchen Beziehung, geht aber der Ursache nicht auf den Grund, wird der nächste Narzisst ins Leben angezogen.
Die Muster wiederholen sich.
Oft dauert es eine lange Zeit, bis die Erkenntnis zutage tritt, dass man wieder auf jemanden hereingefallen ist, der nur ausnutzt, für seine Zwecke missbraucht.
Das liegt daran, dass der Narzisst ein Meister des Schauspiels und der Manipulation ist. Er fängt langsam an, sein Opfer in sein Netz zu wickeln.
Am Anfang gibt er viel Aufmerksamkeit, Liebe und Wärme. Verständnis und das Gefühl, ein ganz besonderer Mensch zu sein.
All das, wonach man sich schon so lange gesehnt hat.
Die beruflichen Folgen
Es ist wohl jedem klar, ein mangelndes Gefühl des eigenen Wertes steht jeder Karriere im Weg.
Diese Menschen können nie ihr volles Potential ausnutzen und zeigen.
Immer wieder die Gedanken, der sich ins Bewusstsein drängen:
„du bist nicht gut genug“
„du wirst versagen“
„die anderen sind besser“
„du bist ausgeliefert“
"was, wenn das jetzt nicht funktioniert"
Erwachsene aus einem narzisstischen Elternhaus haben gelernt, sich neue Dinge nicht zuzutrauen, nicht die Initiative zu erfassen, nach vorn zu gehen.
Viele bleiben in unbedeutenden Positionen und beobachten nur, wie andere an ihnen vorbeiziehen.
Sie sind oft Spielball im Team, da sie sich vieles / alles gefallen lassen, ausgenutzt werden. Das haben sie so seit frühester Kindheit gelernt und es als Normalität abgespeichert.
Kritik kann nur als Angriff auf die eigene Person gewertet werden. Niemals als wertschätzender, gutgemeinter Rat. So dreht sich der Kreis weiter.
Andere Erwachsene aus narzisstischer Erziehung haben die narzisstischen Züge toxischen Elternteils übernommen. Sie haben genau beobachtet und gelernt, dass sie damit Erfolg haben.
Ihren narzisstischen Elternteil verurteilen sie, ohne gleichzeitig zu bemerken, wie sie selbst mit anderen umgehen.
Psychische Erkrankungen als Folge
Dass all diese Erfahrungen aus der Kindheit mit mindestens einem narzisstischen Elternteil nicht ohne Folgen bleibt, scheint schon fast die logische Folge.
Der Körper reagiert mit Ängsten, Panikattacken, Essstörungen, Bindungsängsten, Depressionen, Antriebslosigkeit, Nervosität.
Der Versuch, es ständig allen recht zu machen, geht zu Ungunsten der eigenen Grenzen. Die eigenen Fähigkeiten, Bedürfnisse und Potentiale können nicht gesehen und ausgelebt werden.
Im ungünstigen Fall entwickelte der Erwachsene die gleichen Verhaltensmuster wie sein narzisstischer Elternteil und lebt diese aus. Wird selbst zum Narzissten, um immer noch dem narzisstischen Elternteil zu gefallen mit Erfolgsmeldungen.
In beiden Fällen kann es zur Isolation kommen. Echte Freunde wenden sich ab. Es gibt nur falsche Freunde im Umfeld, die die Abhängigkeit suchen oder denjenigen in Abhängigkeit bringen . Es fällt schwer, eine gesunde Beziehung einzugehen.
Das Gefühl, man ist nicht richtig, nicht gut genug, bleibt bestehen oder wird verdeckt.
Fazit
Eine große Herausforderung für Betroffene, den eigenen Lebensweg zu finden.
Für ein Gegensteuern ist es nie zu spät, um endlich die Probleme in Beziehungen (privat wie beruflich) zu lösen und die Ängste loszuwerden.
Essentiell ist hier vor allem, die Ursachen zu heilen.
Vergebung ist ein Meilenschritt in der Entwicklung eines Menschen aus einer narzisstischen Erziehung. Dabei geht es nicht ums Vergessen oder Ungeschehen machen.
Es geht darum, den Einfluss, der bis heute wütet, endlich loszuwerden.
Viele können sich nicht vorstellen, ihren Eltern oder einem Elternteil zu verzeihen. Zu tief sind die Wunden, die Erlebnisse.
Am Ende jedoch erfahren sie, wie erlösend der Akt der Vergebung ist.
Und dabei muss der Elternteil nicht einmal dabei sein, "mitspielen". Das würde er sowieso nie tun.
schau auch gern in die anderen Blogartikel
Kommentar schreiben