· 

Die versteckten Narzissten auch in deinem Umfeld

Kennst du das?

Es gibt eine Person, die du eigentlich sehr magst. Aber irgendwie bist du jedes Mal genervt, wütend oder verunsichert, wenn du sie getroffen hast.

 

 

Du kannst dir nicht erklären, warum.

Diese Person ist nicht schlecht zu dir. Sie ist vielleicht, so, wie du dir eine gereifte Persönlichkeit vorstellst. Jemand, der im Leben steht, in Balance ist. Vielleicht so, wie du es gern sein würdest.

 

Und doch. Irgendwie sind die Treffen aufreibend.

 

Das liegt daran, dass man sehr sehr oft einen Narzissten oder jemanden mit narzisstischen Zügen nicht sofort erkennt.

 


Du wirst nicht beleidigt oder abwertend behandelt. Trotzdem fühlst du dich irgendwie minderwertig.

 

 

Du wirst nicht verbal angegriffen. Trotzdem fühlst du dich verletzt oder wütend.

 

 

Du wirst nicht gedrängt. Trotzdem hast du das Gefühl, nach ihrer Pfeife zu tanzen.

Du kannst ihnen eigentlich nichts vorwerfen.

Also suchst du den Fehler bei dir.

 

Manchmal dauert es etwas länger, die feinen Fäden ihrer Netze zu durchschauen.

 

Du hast sicher schon oft gelesen, dass Narzissten manipulieren, keine Empathie haben, nicht reflektieren können, Grenzen anderer einfach übertreten, kein Schuldbewusst sein haben.

 

Und wie sieht das in der Realität aus?

 

Ich zeige dir an einem Beispiel, wie das aussehen kann.

Wir nehmen Petra und Hanna.

 

 

Die beiden treffen sich zusammen mit anderen Freunden und Bekannten zu einer abendlichen Bootstour. Es ist ein schöner Abend. Man unterhält sich hier und da. Es wird auch getrunken und getanzt. Ein gelungener Abend durch und durch.

 

 

Am nächsten Morgen entdeckt Petra ein Video von dem Abend auf Facebook.

 

Ein Schwenk durch die Party, ausgelassene Menschen, Petra im Bikini im Wasser schwimmend und der Schwenk zurück auf Hanna, die sich wie ein Modell in Szene setzt.

 

Niemand wurde markiert, wissen also nicht, dass dieses Video in den sozialen Medien verbreitet wird.

 

 

Petra schreibt Hanna nun eine WhatsApp

 

 

„Guten Morgen meine Liebe,

 

würdest du bitte das Video von Facebook nehmen. Ich möchte nicht, dass solche privaten Sachen auf Social Media sind.“

 

 

Petra hat ein wenig überlegt, ob sie das machen soll. Sie will ja ihre Freundschaft nicht gefährden.

 

Dann sagt sie sich „nein“. Das ist meine Privatsphäre und es ist absolut nichts dagegen einzuwenden, wenn ich höflich um Entfernung bitte.

 

[Gemerkt? Im ersten Moment hat Petra gezögert, statt für ihre Persönlichkeitsrechte einzustehen. Schuldgefühle kamen auf.]

 

 

Nach ca. 1,5 Stunden kommt die Antwort von Hanna in 2 Nachrichten

 

  1.       „Ok“
  2.       „Sorry“

 

Dann eine längere Sprachnachricht, die ungefähr so lautet:

„Guten Morgen meine Liebe, entschuldige, dass ich dich nicht gefragt habe und den Clip in die Social Media reingestellt habe.

 

Ich wusste nicht, dass du so empfindlich bist, obwohl du eine sehr schöne Figur hast.

 

Trotzdem respektiere ich deinen Wunsch.

 

In meinem Facebook und Instagramm sind nur sehr enge Freunde von mir. In dem Freundeskreis sind z. B. nicht die Leute vom Boot.

 

Aber trotzdem habe ich das Video gelöscht.

 

Und nochmal entschuldige bitte.

 

Ich drück dich“

 

 

 

Petra antwortet, alles sei gut.

 

So denkt sie auch erst einmal.

 

„Ich hatte eine Bitte und Hanna ist ihr nachgekommen“.

 

 

Trotzdem regt sie irgendetwas innerlich auf.

Aber was triggert sie?

 

Schauen wir uns Hanna´s Nachricht nochmal an:

„Guten Morgen meine Liebe, entschuldige, dass ich dich nicht gefragt habe und den Clip in die Social Media reingestellt habe.

 

 

Positiver Einstieg. Die Kritik an Hanna, die Grenzen überschritten hat.

Natürlich ist sie da ganz offen und sieht den Aspekt. Oder nicht?

 

 

Ich wusste nicht, dass du so empfindlich bist, obwohl du eine sehr schöne Figur hast.

 

 

Doch keine Reflektion von Hanna.

Sie findet es toll, sich öffentlich zur Schau zu stellen. Anerkennung und Beifall sind ihre Diamanten, ihr Gold. Dann hat Petra das auch toll zu finden.

 

 

Zudem bagatellisiert Hanna „dass du so empfindlich bist“ und provoziert nebenbei.

 

 

Es geht hier um Persönlichkeitsrechte in einem weltweit zugänglichen Medium.

Ist man da empfindlich, wenn man selbst entscheidet, wann man sich wo im Bikini zeigt? Nein.

 

Aber Hanna muss sich nicht an Regeln halten. Vermittelt sie ganz unterschwellig.

 

 

Trotzdem respektiere ich deinen Wunsch.

 

 

Vortäuschen von Verständnis und emotionaler Bindung.

Das zeigt das Wort trotzdem.

Man sagt trotzdem, wenn man etwas tut (löschen des Videos), auch wenn es ein Hindernis (es ist toll, wenn alle mich sehen) gibt.

 

 

In meinem Facebook und Instagramm sind nur sehr enge Freunde von mir. In dem Freundeskreis sind z. B. nicht die Leute vom Boot.

 

 

Ändert das etwas an ihrem Vorgehen?

Zur Erinnerung: sie hat niemanden markiert. Also weiß, niemand, dass sie das Video öffentlich gestellt hat.

 

Bequemen Zugang hat also eine Gruppe, die für z. B. Petra und der Rest der Teilnehmer fremd ist.

 

 

Was, wenn diese das Video selbst verbreiten?

 

 

Was, wenn jemand über Freundeslisten auf Hanna´s Profil kommt?

 

 

Ist das wirklich eine Entschuldigung oder eine weitere Bagatellisierung?

 

 

Man könnte schon von Täter-Opfer-Umkehr sprechen.

 

Nicht Petra ist das Opfer, sondern Hanna.

Sie hat doch nichts Verwerfliches getan. Wieso reagiert Petra so?

 

 

Aber trotzdem habe ich das Video gelöscht.

 

 

Wieder „trotzdem“.

Nicht wirklich eine Einsicht. Nicht wirklich sich in die andere Person hineinversetzten, die eine andere Auffassung hat.

 

 

Und nochmal entschuldige bitte.

 

Ich drück dich“

 

 

 

Positiver Ausstieg. Also klassische Sandwich-Methode angewandt:

 

 

  1.      Positiver Einstieg
  2.      Eigentlich negativer Punkt, Anklage
  3.      Positiver Ausstieg

 

Nicht Petra´s Problem

Es hat ein wenig gedauert und Petra hat erkannt, es ist nicht ihr Problem.

Es ist Hanna.

 

 

Und peu á peu kommen ihr mehr und mehr Details der Vergangenheit ins Gedächtnis, die Hanna´s narzisstischen Züge enttarnen:

 

Sie liebt es im Mittelpunkt zu stehen.

Ihr Äußeres ist ihr absolut wichtig: überzeichnete Augenbrauen, überzeichnete Lippen, falsche Nägel, wallendes Haar, auffällige und teure Kleidung, theatralisches Verhalten, permanente Fotos und Videos mit auffälligen Posing.

 

Auf Social Media zeigt sie, wie toll ihr Leben ist.

 

 

Als ihr Vater starb, postete sie täglich Fotos von ihm. Als Kind, als junger Student, als älterer Herr, dann wieder als Kind, bei seiner Hochzeit usw.

Über Monate.

Hat sie ihn je gefragt, ob ihm das recht sei?

Warum sollte sie?

Sie ist die bemitleidenswerte, trauernde Tochter.

 

 

Zu Silvester posierte sie vor ihrer Kamera.

Tanzend und lachend an der Promenade. Im Hintergrund sah man ihre Mutter.

Eine ältere Dame in sich versunken, die eigentlich nur ihre Ruhe haben wollte.

 

Und schon jubelte Hanna „Mami, Happy New Year“

Die alte Dame quält sich ein Lächeln hervor und winkt.

 

Hauptsache Hanna´s Image von der attraktiven Partymaus stimmt.

 

Kein Mitgefühl für die eigene Mutter, die für sich sein möchte und vielleicht über die letzten Monate ohne ihren Mann reflektieren möchte.

 

 

 

In der Psychologie wird ein solches Verhalten als histrionisch bezeichnet.

Ein übertriebenes, selbstbezogenes Verhalten, das auf die Wirkung bedacht ist und einher geht mit egozentrischem und manipulativem Verhalten.

 

Ein Narzisst zeigt Missachtung sozialer Normen (Posts von anderen Menschen ohne Zustimmung) und ein mangelndes Einfühlungsvermögen in andere („das du so empfindlich bist“).

 

 

 

Immer mehr Eigenschaften eines versteckten Narzissmus konnte Petra in Hanna erkennen.

Was sie lange als nett, freundlich, ein bisschen crazy in Verhalten und Aussehen sortiert hatte, war in Wirklichkeit eine Maske aus falscher Demut und Empathie.

 

Woran erkennst du einen versteckten Narzissten:

Falsche und / oder übertriebene Bescheidenheit

 

Hanna erzählt immer wieder, wie sie aus ärmlichen Verhältnissen kam.

Sie ist zwar jetzt reich, aber sie ist immer noch ganz bodenständig. Untermauert solche Aussagen „ich brauche das Geld nicht“ „ich bin nicht so schickimicki“

 

 

 

Gespräche werden zu Monologen

 

Eine kurze Frage, wie es geht. Dann erzählt sie von sich. In Monologen.

 

 

 

Schwierigkeiten, Fehler einzugestehen

 

Dieser auslösende Vorfall hat schon gezeigt, wie geschickt Hanna sich herausmanövriert.

 

 

 

Scheren sich nicht um Regeln

 

Hanna ist immer zu spät. Selbst bei einem Abendessen kommt sie eine Stunde zu spät.

Es ist egal, dass der Gastgeber irgendwie das Essen eine Stunde warmhalten muss.

Es ist egal, dass den restlichen Gästen der Magen auf halb acht hängt.

 

Schuld ist dann immer der Ehemann. So muss sie keine Verantwortung übernehmen.

 

 

 

Geringe emotionale Intelligenz

 

Man kommt nicht an. Man redet gegen eine Wand.

Die Botschaft, respektiere die Trauerphase deiner Mutter wurde abgewiegelt.

 

Adlerperspektive

Petra hat sich diese Freundschaft aus der Adlerperspektive angeschaut und die Zeichen erkannt.

 

 

Einen versteckten Narzissten zu erkennen ist nicht einfach.

Manchmal gibt es einen auslösenden Moment und der Nebelvorhang öffnet sich.

 

 

In diesem Fall ist die Lösung einfacher als zum Beispiel in einer Beziehung (partnerschaftlich oder familiär).

 

 

Petra lässt den Kontakt einfach auslaufen.

 

 

Das funktioniert bei Narzissten im weiteren Umfeld ziemlich gut.

Sie sind süchtig nach Anerkennung und Manipulation.

 

Wird diese nicht mehr geliefert, wagt es ein Mensch Grenzen zu setzten und durchzuziehen, dient diese Person dem Narzissten nicht mehr und kann weg.

 

 

Die Bitte, das Video zu löschen wird in Hanna´s Augen Majestätsbeleidigung sein.

Petra hat ausgedient.

 

Aber Petra fragt sich doch, fehlt mir noch etwas zu meinem Selbstwert?

 

 

 

Hast du eine ähnliche Erfahrung wie Petra gemacht?

 

Bist du in einer Beziehung und willst da endlich raus?

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0