Wir haben in unserem Land ca. 500.000 Psychopathen. Und manchmal denke ich, ich kenn sie fast alle persönlich. Aber nicht aus meiner Praxis. Das ist das Problem. Der ausgebildete Psychopath sieht sich selbst ja nicht als solchen. Warum sollte er sich also Hilfe nehmen? Diese 500.000 teilen sich ihr Revier so fifty-fifty auf.
Die einen landen früher oder später im Gefängnis – schlagen die Laufbahn des Mörders oder Vergewaltigers ein, vielleicht auch einfach nur Heiratsschwindler oder Trickbetrüger.
Die andere Hälfte nutzt Ihre durchaus vorhandene Intelligenz und ihr Manipulationsgeschick und wird beruflich sehr erfolgreich. Landen nicht selten in der Chefetage oder Politik.
So, und spätestens jetzt haben Sie auch das Gefühl den ein oder anderen zu kennen, stimmt´s?
Die Schokoladenseite: charmant, selbstbewusst, redegewandt. Die dunkle Seite: rücksichtslos, manipulativ, kein Mitgefühl, geht ohne Probleme über Leichen.
Und hat davon nicht wenige im Keller.
Kümmern wir uns mal um die, die erfolgreich im bürgerlichen Leben verweilen. Warum sind sie erfolgreich, schaffen es in Machtpositionen?
Sie leiden definitiv nicht an mangelndem Selbstwert, sie besitzen einfach eine höhere Risikobereitschaft, Furcht ist ein Fremdwort, Mitgefühl für andere fehlt. Wozu auch?
Und damit können sie sich besonders gut durchsetzen und sich nach oben schrauben. Auch, oder gerade, auf Kosten anderer.
Sie können ihre positiven Aspekte, ihr logisches Denken, ihre Rationalität, das Erfassen von Folgen, ihren Charme so geschickt einsetzten, dass sie es in Wirtschaft, Politik weit schaffen.
Sie können über Leichen gehen, Leute in den Ruin treiben.
Sie empfinden nur nichts dabei, wo unsereins von schlaflosen Nächten geplagt, vom Skrupel zerfressen wird und irgendeinen Weg der Absolution sucht. Karma retten sozusagen.
Es lässt diese Menschen einfach kalt. Sie haben einfach keine Angst vor negativen Konsequenzen ihres Handelns. Untersuchungen haben ergeben, dass diese Menschen in Hirnarealen des Furchtsystems
keinerlei Aktivitäten zeigen.
Diese Hirnaktivität könnten übrigens trainiert werden. Am besten so früh wie möglich. Es gäbe also Hoffnung, wenn man diese Mini-Diktatoren früh genug erkennen würde.
Der kanadische Kriminalpsychologe Robert Hare hat 20 Punkte erarbeitet. Quasi eine Psychopathen-Checkliste: (geben wir unserem Psychopathen einen Namen: Klaus-Bärbel). Schauen wir uns diese Liste
mal genauer an. Ich habe sie mal frei interpretiert für Klaus-Bärbel:
#1 Klaus-Bärbel ist sehr charmant; kann einnehmend, raffiniert sein, aber auch ein unangenehmer Gesprächspartner. Er beherrscht die Klaviatur der Redeakrobatik. Ein Blender.
#2 Er ist arrogant, eingebildet und überschätzt sich selbst – ständig und überall.
#3 Klaus-Bärbel testet sehr exzessiv Grenzen aus, ist schnell gelangweilt und geht viel und oft Risiken ein. Möglich, dass Klaus-Bärbel oft seine Jobs wechselt.
#4 Krankhaftes Lügen zeichnet Klaus-Bärbel ebenso aus wie Skrupellosigkeit gegenüber seinen Mitmenschen
#5 Zu seinem eigenen Vorteil ist er rücksichtslos, sehr manipulativ – kein Mitgefühl
#6 Klaus-Bärbel ist blind für die Bedürfnisse anderer. Er empfindet eher Verachtung für seine Opfer, keine Reue, Scham. Seine Opfer sind eben zu schwach und minderwertig.
#7 Klaus-Bärbel ist nicht zu echten Gefühlen fähig. Seine Beziehungen nur oberflächlich. Wenn sie ihm dienlich sind.
#8 Klaus-Bärbel ist emotional ein kalter Mensch. Das stört ihn aber nicht. Andere schon.
#9 Klaus-Bärbel nutzt andere gern aus. Nicht selten, dass er sich absichtlich finanziell von anderen abhängig macht und das gnadenlos ausnutzt.
#10 Er hat Wut und Aggression nur schwer unter Kontrolle.
#11 Promiskuität: Klaus-Bärbel wechselt häufig seine Sexualpartner. Hat unzählige Affären und drängt seine sexuellen Praktiken anderen auf
#12 als Kind ist Klaus-Bärbel schon aufgefallen durch häufiges Lügen, Feuer legen, Tiere quälen und / oder exzessiven Alkoholkonsums
#13 Klaus-Bärbel ist kein Mensch für langfristige Pläne oder Ziele, eher ziellos
#14 Er ist sehr impulsiv und launisch. Klaus-Bärbel denkt nicht an die Folgen seiner Handlungen.
#15 Logisch das Klaus-Bärbel sich nicht an Absprachen hält. Somit versäumt er es immer wieder Rechnungen zu zahlen, Verträge einzuhalten
#16 Klaus-Bärbel übernimmt sicher keine Verantwortung. Es ist eher so, dass er mit seiner manipulativen Art andere in die Pflicht nimmt. Dann ist er raus.
#17 Feste Bindungen sind Klaus-Bärbel suspekt. Was soll ihm das einbringen?
#18 Es könnte sein, dass Klaus-Bärbel im Alter zwischen 13 und 18 kriminell auffällig war.
#19 Wenn sie ihn dabei geschnappt haben, hat er mit Sicherheit häufiger gegen die Bewährungsauflagen verstoßen
#20 Gucken wir in den Knast – sorry – Haftanstalt, gehört Klaus-Bärbel zu denen, die die schwersten Straftaten begangen haben. Am meisten Menschen geschädigt haben.
Geschätzter Leser, auch wenn mehrere Punkte auf eine Person Ihrer Wahl zutreffen, ist das nicht unbedingt ein Zeichen, dass es sich wirklich um einen Psychopathen handelt.
Nur falls Sie jetzt Ihren Chef oder Ihre Schwiegermutter erkannt haben sollten. Trotzdem gilt die Liste als wissenschaftlicher Leitfaden zur Erfassung von Tendenzen. Was auch immer ich mit einer
Tendenz anfangen soll?
Na ja, vielleicht ist ja Ananas-Bauer auf den Antillen für Sie auch eine Option? Nur falls Sie sich Ihrer persönlichen Psychopathen entledigen wollen…
Ihre Sandra Feldmann
(www.sandra-feldmann.de)
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